Bar Bibel, Cihan Anadologlu (2019)

Einführung

Das Buch ist mir kürzlich spontan im Supermarkt in die Hände gefallen. Dort lag es einsam und ohne Preisausschreibung neben den Masken (nicht etwa bei den Büchern!). Hatte sich wohl vor mir jemand entschieden sein begrenztes Budget lieber in Gesundheit als Trunkenheit zu investieren… Verstehe das, wer will.

Normalerweise würde ich niemals im Supermarkt ein Cocktailbuch kaufen. Insbesondere nicht, wenn es sich mit solch einem vermessenen Titel schmückt. Immerhin ist dies bereits der inoffizielle Titel des „Cocktailian“ (oder von Schumanns „American Bar“, je nachdem welcher Generation man angehört). Nichtsdestotrotz sprach mich das Design an und so wagte ich einen Blick hinein. Direkt sprangen mir die ästhetisch in Szene gesetzten Photographien der Drinks in Auge, die mit ihrem schwarzen Hintergrund deutlich an Stephan Hinzes „Cocktailkunst“ erinnern. Der Author ist unschwer mit der Bar CIRCLE by Cihan Anadologlu in München zu assoziieren. Nun ja, das Buch war auf jeden Fall gekauft und der unbekannte Preis (10€) Nebensache.

Inhalt

Zunächst einmal ist zu erwähnen, dass es sich bei dieser Version des Werkes um eine handliche, leicht abgespeckte Version des gleichnamigen Buchs von 2017 handelt. Das ursprüngliche Werk hat (wie Stephan Hinzes „Cocktailkunst“) eher Bildband-artige Ausmaße und beinhaltet deutlich mehr Texte. Die neue Tchibo Version ist auf das Wesentliche (Rezepte, schöne Photos und eine kurze Beschreibung von Barwerkzeugen und Mixtechniken) reduziert.

Ähnlich wie „Cocktailkunst“ enthält „Bar Bibel“ eine kondensierte Liste von 200 klassischen und bekannten Cocktailrezepten, die hier nach ihrer Hauptspirituose vor sortiert sind. Netterweise enthalten die klassischen Rezepte eine Quellenangabe und die Mischungsverhältnisse der Zutaten scheinen auf den ersten Blick weitestgehend stimmig zu sein! Wie bei klassischen Rezepten durch aus verbreitet, gibt es teils starke Abweichungen in den überlieferten Rezepten zu anderen namhaften Quellen. Auch wenn mir die meisten dieser Rezepte bekannt sind, finden sich doch noch ein paar, die ich wohl zeitnah ausprobieren werde.

Nach den „bekannten“ Drinks folgen die 50 Eigenkreationen von Cihan Anadologlu. Wie in „Cocktailkunst“ sind auch hier die Eigenkreationen alle sehr ansprechend illustriert und streben gen Avantgarde. Die Rezepte bedienen sich zumeist erlesener Spirituosen (Sponsoring nicht völlig ausgeschlossen) und häufig hausgemachter Infusionen, Sirups, etc… Auch, wenn ich spontan keines dieser Rezepte in meiner Hausbar nachmixen könnte, so scheint ein solches Vorhaben doch realistischer zu sein als bei den total abgefahrenen Kreationen aus „Cocktailkunst“.

Fazit

Unterm Schnitt kann man festhalten, dass man mit 10€ hier nichts falsch machen kann. Jeder Anfänger findet eine solide Rezeptesammlung mit einer soliden Anleitung zum mixen von Cocktails vor, ohne sich von zu viel Text erschlagen zu fühlen. Und fortgeschrittene Cocktailnerds werden sicherlich Inspiration in den vielen hausgemachten Zutaten finden. Wer jedoch Cocktailbücher sammelt, der sollte wahrscheinlich zu der gewichtigeren ursprünglichen Ausgabe von 2017 greifen.