Espresso & Espresso in großen Mengen

An alle Kaffeenerds,

eine Frage vom Kaffeenoob, der gerne Ausversehen mal @Toersti s Siebträgermaschine verstellt auf Forentreffen. (PS: Danke für den weltbesten Cappuccino!):

Wie produziere ich mit überschaubarem Aufwand und überschaubaren Kosten große Mengen an Espresso? Oder gibt es eine Möglichkeit Espresso in größeren Mengen zu kaufen?

Anlass: Für Espresso Martinis und andere Getränke, wir haben zum Beispiel Tiki-Cocktails mit etwas Espresso und auch einen alkoholfreien Cocktail mit sehr viel Espresso auf Karten bei Partys, benötigen wir Mengen an Espresso von mehr als 1 Liter Espresso pro Abend. Es können gerne auch schon mal 2 Liter Verbrauch an Espresso werden.

Problem: Mit einer Siebträgermaschine sind, zumindest wir, viel zu langsam, und es geht zu viel Arbeitszeit drauf wohl. Wir müssen also schneller oder mit weniger Aufwand große Mengen Espresso herstellen bei überschaubaren Kosten (eigene Arbeitszeit mit berücksichtigt).

Versuchter Ansatz: Ich habe schon versucht Espresso gegen Cold Brew auszutauschen, aber das ist nicht das selbe und es fehlt die Tiefe. Auch versucht habe ich viel stärker konzentrierten Cold Brew herzustellen (250 g Kaffeemehl auf 750ml Wasser) was aber sich zum einen fast nicht mehr filtern lässt, da das Kaffeemehl das Wasser aufquillt und festhält und zum anderen wird es immer noch nicht so geil wie ein Espresso.

Vorteil: Ich habe herausgefunden, dass sich Espresso für Drinks wohl durchaus gekühlt lagern lässt. Im Drink fast kein Unterschied und die Créma kommt auch beim Shaken zurück.

Gedanken & Fragen:

  • Womit kann ich schnell und einfach große Mengen Espresso in passabler Qualität rauslassen? Ist ein Vollautomat da gut oder kostet der auch Unsummen pro Espresso im Verbrauch?
  • Kann man sowas irgendwo kaufen?
  • Wie lange bräuchte ein Barista um mal gegen ein gutes Trinkgeld nach Feierabend noch nen Liter Espresso rauszulassen und wie viel Kosten entstehen da für das Kaffeemehl?
  • Wie viel Kaffeemehl verbraucht ein Vollautomat pro Espresso (ca. 4cl?)? Sprich was sind da die Kosten?

Entschuldigt den langen Text und die vielen Gedanken. Vielleicht habt ihr aber ja ein paar Lösungsvorschläge für mich oder schlagt euch mit dem gleichen Problem herum.

Tim

Equipment
Richtigen Espresso bekommst du nur mit einer soliden Siebträgermaschine. Mir ist zumindest kein Vollautomat bekannt der auch nur halbwegs passablen Espresso liefert. Neu würde ich von mindestens 1.200 Euro für Siebträgermaschine und Mühle ausgehen. Die Mühle ist dabei übrigens deutlich wichtiger als die Siebträgermaschine. Gebraucht bekommst du sicher auch etwas für 600 bis 700 Euro.

Mengen
Ein doppelter Espresso entspricht in etwas 40 bis 50 ml. Dafür benötigt man rund 16 bis 18 g gemahlene Espressobohnen. Für einen Liter brauchst du also mindestens 20 doppelte Espressos bzw. 320 g Espressobohnen – realistischer sind wahrscheinlich 25 Doppelte und 400 g. Wenn man mal von 20 Euro pro Kilo Espresso ausgeht wären das rund 8 Euro für den Kaffee.

Zeit
Ein Bezug dauert rund 25 Sekunden. Das Mahlen von 16 bis 18 g Bohnen dauert bei einer Mühle die direkt mahlt ca. 6 bis 12 Sekunden. Mit allen Arbeitsschritten drumherum dauert ein Bezug also etwa ein bis zwei Minuten. Bei 20 Bezügen für einen Liter bist du also sicher eine gute halbe Stunde beschäftigt.

Cold Brew
Cold Brew klingt einfach aber ganz so trivial ist es wohl nicht. Vielleicht hast du das richtige Vorgehen noch nicht gefunden oder dein Kaffee gibt schlicht nicht mehr her. Mr. Black wird ja auch auf Basis von Cold Brew hergestellt und da ist mir keine mangelnde Tiefe aufgefallen.

Fertigprodukte
Zumindest Cold Brew gibt es von etlichen Anbietern fertig in Flaschen zu kaufen. Vielleicht probierst du dich da mal durch. Ich denke das dürfte für dich die einfachste und auch günstigste Lösung sein.

:coffee:

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Vielen lieben Dank @microboy für den super Input, ich möchte antworten und zäume das Pferd von hinten auf:

Fertigprodukte:
Wir hatten wahrhaftig zwei Produkte von „Good Spirits“ an Cold Brew da. Das sind jene welche in dem von dir verlinkten Test auf positiv aufgefallen sind. Definitiv guter Cold Brew, aber im Espresso Martini Test mit 4 Testern sind alle Cold Brews durchgefallen, weil zu dünn im Geschmack. Die Extraktion ist bei Espresso halt doch eine andere. Ich gebe die Cold Brew Idee oder andere Hacks noch nicht komplett auf, aber aktuell bin ich von den misslungenen Versuchen eher gehemmt.

Espresso aus Siebträgermaschine:
Die von dir angegebenen Zahlen bedeuten zusätzlich zu den Anschaffungskosten einer Siebträgermaschine plus Mühle (600 bis 1000 Euro) folgende Kosten für 1 Liter Espresso:
Espressobohnen: 8 Euro für 1 Liter Espresso bei 20 Euro pro KG
Arbeitszeit: ca. 10 Euro für 30 min Arbeit (bei 20 EUR pro Stunde)
Summe: Aufgerundet 20 Euro pro Liter Espresso (ohne Anschaffungs- und Wartungskosten)

Ich kenne nicht die Kosten für Vollautomaten, aber ich notiere mal die Kosten für eine Kapselmaschine wie Nespresso.

Espresso aus Kapselmaschine:
Anschaffungskosten: Vielleicht 80 bis 150 Euro je nach Modell und Ausstattung
Kapseln: 25cent bis 50cent je nach Kapsel und Anbieter
Ausbeute aus einer Kapsel: ca. 40ml → 25 Kapseln ergeben somit 1 Liter Espresso
Dauer der Herstellung: Weniger als 30 Sekunden je Espresso
Für 1 Liter Espresso: 25 Kapseln (6,25 EUR bis 12,50 EUR) und 13 min Arbeitszeit (4,50 EUR, bei 20 Euro pro Stunde) = ca. 15 Euro pro Liter Espresso (ohne Anschaffungs- und Wartungskosten)

Bialetti… gibt es in unterschiedlichen Größen für einigermaßen kleines Geld
Macht nicht 100% Espresso aber ein mmn vergleichbares Ergebnis in zb nem Bali Hut oder Espresso Martini

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Nachtrag: niemals NIEMALS Bitte nespresso, das wird nichts (da schließe ich mich meinem Vorredner an, gibt keinen Espresso sondern eher nur starken Kaffee)

In der Tat finde ich es etwas irritierend, dass du Geschmack und Nachhaltigkeit komplett ausblendest. Es geht doch nicht nur um billig oder? Wenn ja dann vielleicht einfach Filterkaffee nehmen — dürfte deutlich günstiger als Kapseln sein.

:stuck_out_tongue_closed_eyes:

Das tue ich mit Sicherheit nicht beides. Wenn mir der Geschmack egal wäre, dann könnte ich ja auch einfach das zu kaufende Cold Brew nehmen, was aber im Verwendungszweck den Geschmack deutlich verfehlt. Auch ein eigens hergestelltes Cold Brew-Konzentrat war geschmacklich nicht der Treffer. Es soll primär ein guter Geschmack zu passablen Kosten sein.

In Punkto Nachhaltigkeit möchte ich dir Danken das hier anzusprechen, damit sollte sich schließlich jeder beschäftigen und sich seines Handeln bewusst sein. An dieser Stelle möchte ich es im Thread aber, wie du zu Recht gemerkt hast, weniger thematisieren, was aber nicht bedeutet, dass ich mir selber dazu Gedanken mache und recherchiere. Das hier im Thread abzuhandeln könnte langwierig werden. Was ist nachhaltiger: Sich extra nur für Espresso für Cocktails eine Siebträgermaschine hinzustellen die aus Kiloweise Stahl gefertigt ist oder eine kleine leichte Kapselmaschine mit Kapseln, wobei es diese allerdings auch inzwischen aus biologisch abbaubaren Produkten gibt? Sollte ich ökobilanzmäßig mit einer Kapselmaschine besser dastehen, bekomme ich dann auch Kapseln mit gutem Fairtrade-Kaffee oder muss ich auf nicht Fairtrade zurückgreifen?

Also an dieser Stelle möchte ich mich den Themen Geschmack (Wie original espressomäßig schmeckt es?), Herstellung, Arbeitszeit und Kosten widmen. Über das Thema Nachhaltigkeit kannst du eine ganze Abhandlung schreiben und alles berücksichtigen vom Stahl über Stromverbrauch, über wegzuschmeißenden Bohnen, weil man mal länger keine mehrere Liter Espresso gezogen hat. Auch Transportwege, Verpackungsmüll, Recycelfähigkeit, kannst du alles mir rein rechnen. Ich beschäftige mich damit gerne und häufiger als du vielleicht denkst, aber letzten Endes muss man einen Tod sterben, denn Filterkaffee aus Kaffeebohnen auf dem eigenen Balkon angebaut und mit den Händen zermahlen gibt es nicht und würde auch bestimmt nicht schmecken, aber ökologischer wäre es. :wink:

@Fabian besten Dank für deinen Tipp mit der Bialetti. Daran habe ich wahrhaftig nicht gedacht und ich finde es eine gute Idee, welcher man einem Praxisversuch untersuchen sollte. Kannst du bitte deine Bialetti beim nächsten Besuch mitbringen?

Eine Bialetti würde nicht nur geringe Kosten und überschaubaren Aufwand erfüllen, sondern bestimmt auch eine gute Ökobilanz abgeben zu dem Punkt von @microboy.

Bis ich selber so eine Bialetti in der Hand halte: Kann jemand sagen wie viel Aufwand eine Bialetti ist? Kaffeemehleinsatzmenge? Wie viel Espresso kommt raus?

Es kam vielleicht etwas schroff rüber aber so war es nicht gemeint. Ich war einfach irritiert, dass du in deiner Berechnung zur Kapselmaschine so gar nicht auf Geschmack und Nachhaltigkeit eingegangen bist und es nur auf den Preis heruntergebrochen hast. Mit Nachhaltigkeit meinte ich die Lebensdauer der Kapselmaschine als auch die Kapseln selbst. Natürlich ist es wenig sinnvoll sich nur für diesen Zweck eine Siebträgermaschine anzuschaffen. Eine solide Siebträgermaschine kannst du aber auch in zwanzig Jahren noch problemlos betreiben oder eben zu einem fairen Preis weiterverkaufen. Das man in 20 Jahren noch passende Kapseln für Kapselsystem XY bekommst ist eher fragwürdig.

Die Kosten für »richtigen« Espresso per Siebträger kann man mit günstigeren Bohnen natürlich auch noch deutlich reduzieren. Dann sinkt aber wahrscheinlich auch die Qualität des Espressos. Wie sehr sich das im Drink bemerkbar macht kann ich nicht beurteilen – laut Fabian wohl eher weniger.

Letztendlich musst du verschiedene Aspekte gegeneinander abwägen – geröstete Espressobohnen sind beispielsweise nur bedingt haltbar und eine Siebträgermaschine betreibt man eher stationär. Das macht also wirklich nur Sinn wenn du die Maschine auch sonst täglich nutzt. Das Ergebnis ist allerdings sicher das beste. Kapseln sind für deine Zwecke natürlich flexibler und du könntest die Kapselmaschine theoretisch bei Bedarf direkt am Tresen nutzen. Ein Espressokocher könnte für dich am passendensten sein. Das Equipment ist günstig und wenn du eine größere Kanne kaufst kannst du auch relativ schnell produzieren. Probier dass doch einfach mal aus und teile dann deine Erkenntnisse …

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Die Teile sind meist mit einer gewissen Anzahl an Tassen angegeben. Üblich sind 3, 6 oder 12 Tassen. Wieviel hier eine Tasse meint kann ich dir allerdings nicht sagen. Ich könnte bei meinem Herdkocher mal die Menge Kaffeemehl abwiegen und abmessen was am Ende in der Kanne ist. Zeitlich ist das relativ überschaubar aber sicher nicht viel schneller als die beiden anderen Varianten – Wasser vorkochen, Kanne mit Wasser und Kaffeemehl befüllen und auf den Herd stellen. Ein paar Minuten warten und fertig.

Bei ebay gibts hin und wieder relativ große Modelle für wenig Geld.

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