Kaffeelikoer-Tasting-2021_RZ.pdf (2,9 MB)
Zunächst vielen herzlichen Dank an @microboy für die Organisation von diesem wieder einmal sehr interessanten und aufwändigen Tasting! Und natürlich auch für die tolle Zusammenstellung der Ergebnisse! Darüber hinaus auch Dank an alle Tester, die sich die Zeit genommen haben das umfangreiche Paket an Proben zu verkosten.
Ich war dieses Mal Tester No. 1.
Fazit
@microboy hatte ja gebeten den Geschmack unabhängig davon zu bewerten, wie ausgeprägt die Kaffeearomen im Likör sind. Im allgemeinen zieht sich sowohl durch die Forumsbewertungen als auch durch meine eigenen Bewertunge allerdings der Trend, dass Liköre mit sehr ausgeprägtem Kaffeegeschmack eher besser abgeschnitten haben als solche, bei denen die typischen Kaffeearomen nahezu fehlen. Ich denke, dass liegt daran, dass gut geröstete Kaffeebohnen halt schon einen sehr hochwertigen Geschmack haben und, wenn es einem gelingt diesen Geschmack in den Likör zu übertragen bekommt man auch ein überzeugendes Produkt (siehe z.B. Proben 14 und 15). Wenn sich einem hingegen die Geschmackskomposition nicht wirklich erschließt, wie es wohl den meisten bei den Proben 5 und 13 erging, bewertet man diese Proben halt eher negativ.
Cold-Brew-Produkte haben entsprechend recht gut abgeschnitten. Probe No 11 zeigt aber auch, dass Cold-Brew nicht automatisch eine Garantie für ein Spitzenprodukt ist. Darüber hinaus sind die besten Produkte zwar auch eher etwas teurer, der Umkehrschluss gilt aber keineswegs.
Keine Korrelation kann ich bei dem Alkoholgehalt und den Bewertungen erkennen. Das überrascht mich etwas, da ja auch bei Likören häufig höherer Alkoholgehalt mit besseren Produkten assoziiert wird.
Auch bei dem Zuckergehalt gibt es keine deutliche Korrelation mit den Bewertung. Wenn man vielleicht mal von Kahlúa absieht, dessen Geschmack halt doch sehr von Zucker bestimmt wird und der damit nur ein schwaches „okay“ geschafft hat.
Meine Tastingnotizen
Probe | Forums-Wertung | meine Wertung | Kommentar |
---|---|---|---|
15 - Mr. Black Columbia | besser | besser | Recht wenig Süße und sehr ausgeprägte Kaffeearomen. Eine leichte Bitterkeit und Röstaromen erinnern an schwarzen Kaffee. Der Geruch weckt auch Assoziationen an Kaffee-Sahne-Torte, Tiramisu und Bitterschokolade |
14 - Mr. Black Cold Brew | gut | besser | Auch hier sehr auf den Kaffeegeschmack fokusiert und recht wenig Süße. Röstaromen und eine leichte Bitterkeit dominieren auch hier und erinnern sowohl an leicht gesüßten schwarzen Kaffee als auch an Bitterschokolade. Im Geruch finde ich neben gemahlenen Bohnen auch Tiramisu. |
4 - Conker Cold Brew | gut | sehr gut | Empfand ich als durchschnittlich süß und ebenfalls sehr auf den Kaffeegeschmack fokussiert. Während Bitterstoffe und Röstaromen an gesüßten schwarzen Kaffee erinnern kommt hier eine gewisse Fruchtigkeit hinzu. Der, etwas weniger überzeugende, Geruch erinnert an Kaffee-Sahne-Torte und Kakao/Schokolade. |
10 - Herencia de Plata | gut | besser | Ziemlich süß mit vielen dominierenden Nicht-Kaffee-Aromen. Tequila dominiert hier den sehr fruchtigen Geschmack! Dazu kommen Pfeifentabak, Kaffee und Karamell. Der eher mittelmäßige Geruch erinnert an künstliche Kaffeearomen und Marshmallows gepaart mit dunklen Schokoladennoten und sauren/fruchtigen Noten, die wahrscheinlich vom Tequila kommen. |
18 - St. George Nola | gut | besser | Wieder recht wenig Süße und sehr auf den Kaffee konzentriert. Bitterstoffe und eine leichte Säure erinnern an schwarzen Kaffee (vielleicht mit einer kleinen Menge Sahne). Während der Geschmack eher mittelmäßig ist, ist der Geruch hervorragend und erinnert an frisch aufgebrühten Kaffee, gemahlene Kaffeebohnen und gebrannte Mandeln. |
3 - Cazcabel | gut | sehr gut | Sehr süß mit weniger Kaffee- aber um so mehr Nussaromen. Der Geschmack erinnert sehr an Haselnusslikör mit Noten von karamellisierten/gebackenen Nüssen. Der schwach bittere Kaffeegeschmack steht eher im Hintergrund. Neben en bereits erwähnten Aromen finde ich im komplexen Geruch auch Mocca, White Russian, Schokolade und etwas Lagerfeuer. |
2 - Borghetti di Vero Caffé Esoresso | gut | besser | Recht süß mit überwiegend Kaffeearomen zu denen sich aber auch einige eher untypische Aromen gesellen. Neben den leicht bitteren Kaffeenoten gehen die Röstaromen in verbrannten Reis, Puffreis und Maisstärke über. Ansonsten werden aber auch Assoziationen an Karamell und Dung(!) geweckt. Auch im Geruch finden sich intensive Röstaromen, die fast schon in Lagerfeuer über gehen gepaart mit etwas Dung und Assoziationen an dunklen Kaffee. |
11 - Humboldt Espresso | gut | gut | Mittlere Süße hauptsächlich Kaffee-Aromen: Mokka, geröstete/leicht verbrannte Kaffeebohnen, Eiskaffee. Der Geruch überzeugt etwas mehr mit gerösteten, leicht angebrannten Bohnen und ist etwas süßlich und sahnig. |
6 - Fair | okay | sehr gut | Mein persönlicher Favorit mit mittlerer Süße und, wie die Mr. Black Produkte, ebenfalls sehr fokussiert auf die ausgeprägten Kaffeearomen. Die Röstaromen erinnern an frisch zubereiteten, gesüßten Mokka. Der Likör riecht nach frisch gemahlenem Kaffee mit leicht fruchtigen und etwas sauer-bitteren Aromen. |
16 - Patron XO | okay | besser | Auch bei diesem mittelsüßen mexikanischen Vertreter dominiert die Tequila-Basis und drängt den die Kaffeenoten etwas zurück. Der Kaffee-Geschmack und -Geruch erinnert hier an das Kaffeearoma in Jelly-Beans. Ob man das gut oder zu künstlich empfindet, muss jeder für sich entscheiden. Dazu findet man im Geschmack Noten von gebrannten Nüssen, etwas Karamell und einen Hauch von Malz. Der Tequila bringt seine typische Fruchtigkeit ein. Im Geruch hatte ich darüber hinaus noch eine schwache Assoziation mit Wein. |
8 - Gabriel Boudier Creme | okay | befriedigend | Recht süß (fast schon Sirup-artig) mit eher schwachen Kaffeenoten. Allerdings sind auch Nicht-Kaffee-Aromen nicht besonders stark ausgeprägt. Der dominierenste Geschmack und Geruch ist „Auto in dem über viele Jahre geraucht wurde!“ Der Geschmack ist ansonsten etwas fruchtig und leicht salzig? Im Geruch erkennt man vielleicht noch etwas Holz und verbrannte Kaffeebohnen. |
7 - Freimeisterkollektiv Mahembe Cold Brew 341 | okay | befriedigend | Recht wenig Süße und eher untypische Kaffeearomen. Der Geschmack ist leicht bitter fruchtig und sehr kräutrig. Ich habe dabei eine starke Assoziation an Kamille. Typische Kaffeearomen kommen nur kurz durch. Der Geruch erinnert an Bitterlikör, Echinacea (Medizin), Wurzelgemüse und allgemein etwas erdig und sauer. |
17 - Röststätte Cold Brew X | okay | okay | Mittlere Süße mit einem eher wässrigen (schwachen Kaffeegeschmack). Es dominieren eher Karamell und etwas Kardamon(?). Allgemein kommt der Geschmack etwas künstlich rüber. Der etwas überzeugendere Geruch erinnert an Kaffee-Sahne-Bonbons, Creme-Karamel, Kanelbullar und Kuchen mit Kaffee-Schokopulver-Decke. |
12 - Kahlúa | okay | okay | Extrem süß mit mittelmäßig stark ausgeprägten Kaffee- und Nicht-Kaffee-Aromen. Der Geschmack ist etwas künstlich und haptsächlich von Zucker mit etwas Kaffee geprägt. Die Assoziation mit dem White Russian ist sehr groß. Das liegt aber wohl in erster Linie daran, dass ich früher viele White Russians mit Kahlúa getrunken habe. Der Geruch ist nicht besonders stark ausgeprägt, geht aber allgemein in die selbe Richtung. |
1 - Bebo Cuban | befriedigend | gut | Mittelsüß mit etwas ausgeprägteren Nicht-Kaffee-Aromen. Der Geschmack ist ziemlich fruchtig und erinnert neben Kaffee etwas an Glühfrucht, einen nicht-alkoholischen Gewürz-Frucht-Kinder-Punsch-Sirup. Der Geruch ist deutlich überzeugender als der Geschmack und umfasst sowohl gemahlene geröstete Kaffeebohnen, Mokka, als auch Glüwein/Punsch und Wein. |
9 - Heering | befriedigend | gut | Ziemlich süß und eher von Nicht-Kaffee-Aromen dominiert. Die Verwandtschaft zum Heering Kirschlikör wird hier durch ein Aroma von gebrannten Mandeln deutlich. Darüber hinaus schmeckt man Marshmallows und ein leicht künstliches Jelly-Bean-Kaffee-Aroma. Im Geruch kommen noch alkoholische Noten durch (so wie z.B. bei selbst-gemachtem Eierlikör.) |
5 - Copenhagen Distillery Mexican | befriedigend | mangelhaft | Argh. Erschließt sich mir nicht. Eher wenig Süße, kaum Kaffeegeschmack, dafür andere pflanzliche Geschmacksnoten. Leicht bitterer, saurer und grasiger Geschmack. Vielleicht etwas Lakritze und irgendein gewürz aus der traditionellen chinesischen Küche? Der Geruch geht in die selbe Richtung. |
13 - Martin Códax | ausreichend | befriedigend | Auch hier kaum Kaffeegeschmack. Ebenfalls etwas pflanzlich aber deutlich floraler als die No 5. Eine mittlere Süße, schwach bitter und ein leicht künstlicher Geschmack. Der leicht bessere Geruch erinnert an Holunderblütenlikör, in dem zu viele Stängel mit verarbeitet wurden, Weingummies, Holunderbeeren, Brause, aber auch etwas an Schokolade. |
Das bestätigt mich noch einmal darin, Mr. Black zu kaufen. Ich habe an Kaffeelikören bisher allerdings erst Kahlúa und Mr. Black probiert. Beide Liköre traten im White Russian und im Mr. Bali Hai an und in beiden, sowie pur verkostet hat der Mr. Black überzeugt. Leider hatte ich nur ein kleines Sample von letzerem.
@microboy : Was ist eigentlich dein Resümee zum Tasting? Sind die Ergebnisse so ausgefallen, wie du es Erwartet hattest?
Da ich die meisten Liköre nicht kannte gab es auch keine konkreten Erwartungen. Außer vielleicht beim Mr. Black der überall gehypt wurde. Der hat ja dann auch das Rennen gemacht …
Es wäre schön wenn die Ergebnisse nochmal separat (ohne Link oder Download)
hier zur Verfügung gestellt werden. Ich kann mich dran erinnern, dass einige Tastings im alten Forum irgendwann verloren gegangen sind, weil jemand seine Seite vom Netz genommen hat.
Die PDFs liegen aktuell auf dem Webspace von Cocktailnerds. Das sollte also halbwegs sicher sein. Wenn jemand Lust hat kann er die Ergebnisse aber auch gerne abtippen.
Ne dann passt das natürlich. Dachte die liegen bei dir
Da liegen sie außerdem noch einmal.
Danke @Mixael für die Warnung, dass Mr. Black zukünftig einen reduzierten Alkoholanteil hat. Ich empfehle jedem Forumsmitglied, sofern sie noch dran kommen letzte Flaschen von der alten Abfüllung auf Vorrat zu kaufen.
Wie ihr oben in unserem Tasting seht, sind gute Alternativen schwer zu bekommen.