Cocktail-Kategorien, Profile, wie den Trinkenden zum richtigen Cocktail leiten?

Hallo zusammen,

Cocktails und seine Kategorien. Hier soll es darum gehen, wie ich den Gast am besten zu dem für ihn/Sie passenden Cocktail hinleite. Nach einer längeren Einleitung folgen unten die Fragen!

In der Folge #21 - Kategorisierung alkoholischer Mischgetränke - vom Cocktailpodcast wurde eingegangen auf das Thema, welche Kategorien an Getränken haben wir. Die 4 Jungs kamen zum einen auf diese ganz grobe vier Cocktailtypen:

Vier Cocktailtypen nach der Dampfpress-Methode:

  • Old Fashioned
  • Sour
  • Sahnedrink
  • Gesüßte Spirituose

Und näher differenziert kam man auf diese Einteilung:

  • Sour – Spirituose, Säure, Zucker; siehe Sourfolge
  • Fizz – Sour nur mit Fizz, also Soda
  • Collins – gebauter Fizz auf Eis, nur mit mehr Fizz
  • Smash – Sour plus Minze
  • Highball – Spirituose plus Filler
  • Punch – Urvater von Sour und Konsorten. Säfte spielen hier eine große Rolle, aber z.T. auch Weine
  • Batida – frische Früchte dürfen hier nicht fehlen
  • Old Fashioned – Spirituose, Zucker, Bitter, Eis und sonst nichts; siehe letzte Folge
  • Hochprozentige Weindrinks : Manhattan und Konsorten
  • Niederprozentige Weindrinks : Wein als Basis, ggf. Spirituose als Modifier, Bitter; auch Champagnercocktails und Cobbler
  • Bitter Drinks – alles, was Bitter als Basis oder als vorschmeckenden Inhalt hat
  • Sahnedrinks – hauptsache Sahne ist drin; siehe letzte Folge
  • Eggnogs/Flips – Spirituose, Ei, evtl Sahne oder Milch
  • Coladas – Kokosnusscreme, Sahne, Säfte und Spirituosen
  • Juleps –dunkler Spirituose, Zucker, (evtl. Bitters) und deutlichem Minzanteil
  • Herzhafte Drinks – Drinks mit Gemüsesaft, salzigen Zutaten und Gewürzen evtl Ei
  • Toddy – Basis, Zucker, Wasser, Gewürze; auch heiß

Fragen & das Problem:
Hiermit haben wir schöne Kategorien, die ich als Nerd so unterstützen kann und mit den Begriffen ich auch mit euch mich austauschen kann. Den Nerd kann ich fragen ob er gerne einen Toddy, einen Julep oder eine Batida haben will. Doch der Standardgast wird mit diesen Begriffen eher wenig anfangen können. Somit stellt sich mir die Frage: Mit welchen Kategorien kann ich den Gast (zum Beispiel in einer Cocktailkarte) leiten, sodass die Person selbstständig einen für ihn/Sie passenden Cocktail findet?

Mit welchen Begriffen bekomme ich für den normalen Gast die Cocktails unterteilt? Dabei müssen keine Dutzende Kategorien erfunden werden und auch nicht jeder ganz spezielle Cocktail perfekt abgedeckt sein, aber so die „Normalen“.

  • Wie beschreiben wir Negronis, Boulevardiers, Manhattans… …Idee: Bittere Cocktails? Hochprozentiges?

  • Wie beschreiben wir Old Fashioneds, Martinis, gesüßte Spirituosen,… …Idee: Hochprozentig & Geschmacksintensiv? Spirituosenbetont? Kräftige Klassiker?

  • Wie beschreiben wir Sours, Fizzes, Smashs, … …Idee: Süß-Sauer?

  • Wie beschreiben wir Punches, Batidas, mit Saft und Tee,… …Idee: Fruchtiger Spaß? Easy Drinking?

Ihr seht und versteht die Problematik? Wir können vielleicht nicht jedem Gast erklären was einen Old Fashioned von einem Julep abgrenzt. Trotzdem möchten wir, dass die Person bereits eigenständig eine für ihn/Sie passende Kategorie findet und nur noch in jener sich entscheiden muss. Mit welchen Begriffen schaffen wir das?

Ich würde denken eine Auflistung der Zutaten und eine kurze Beschreibung des Aromenprofils reicht zur Orientierung. Dem Gast ist es letztendlich gleich wie die jeweilige Drinkkategorie in Fachkreisen heißt — man kann sie aber natürlich trotzdem nennen.

@microboy Ich habe mich glaub unglücklich ausgedrückt. Für einen Gast ist die Aufzählung der Zutaten oder der Geschmackskomponenten selbstverständlich hilfreich. Meine Frage setzt allerdings früher an.

Es setzt an bei der Frage: Welche Cocktailkategorie in der Barkarte schlage ich auf um mir einen Cocktail auszusuchen?

Stell dir vor deine eigene Barkarte hätte wirklich viele Cocktails zu bieten. Der Gast möchte sich nicht die Zutaten und Beschreibungen jedes Cocktails durchlesen, sondern du hast diese vorher sinnvoll kategorisiert, so dass dein Gast sich nur für eine Kategorie entscheidet und in dieser Kategorie die zur Auswahl stehenden Cocktails näher betrachtet und davon wählt.

Ich hoffe das wahr verständlicher?

Ich bezweifle, dass jemand der selten Cocktails trinkt sich vorab selbstständig auf eine Kategorie oder ein Konzept festlegen kann oder möchte. Meiner Erfahrung nach wird eher nach Aroma oder Spirituose entschieden.

Ich verstehe dein Ziel, denke aber man kommt bei vielen Drinks auf der Karte nicht um etwas persönlich Hilfe herum.

Mit Bezeichnungen wie hochprozentig, kräftig oder bitter wäre ich vorsichtig. Das schreckt sicher viele »Anfänger« eher ab und es werden wahrscheinlich vorrangig »leichte« Sours, Longdrinks oder bekannte Drinks (Mojito & Co.) bestellt.

Spannende Frage, die mich auch schon häufiger beschäftigt hat.

Es gibt natürlich Gäste, die immer überfordert sind mit Karten und Kategorien oder letztere falsch verstehen, wie @microboy gerade angemerkt hat. Ich denke, dass es den selben Gästen aber noch schwerer fallen sollte nur Anhand von Zutaten einen Drink einzuordnen.


Eine Idee

Wenn die Sorge besteht, dass die Gäste die Kategorien nicht- oder missverstehen, sollte man sich vielleicht überlegen, durch welche Fragen man normalerweise dem Gast eine Empfehlung ausspricht. Ich frage meine Gäste zum Beispiel gerne, was sie sonst für Alkohol trinken. Wenn sie dann nicht nur Bier sagen, sondern z.B. trockenen Wein, dann weiß ich, dass man vielleicht in die Richtung von nem Mahattan gehen kann. Wenn sie sagen Whisky, dann empfehle ich einen Old Fashioned, wenn sie sagen Rum, dann empfehle ich einen Old Fashioned mit mehr Zucker :stuck_out_tongue_winking_eye:. Nach dieser Philosophie könnte man vielleicht Kategorien aufmachen wie:

  • was allen schmeckt (Sours)
  • für Liebhaber/innnen von trockenem Wein (Manhatten, Martini, etc.)
  • für Liebhaber/innnen von puren Spirituosen (Old Fashionds und Co.)
  • wer es gern bitter hat (Negroni, Boulevardier, etc.)
  • heiße Sommernächte (Fizzes und Collinses)
  • Fanzy prickelnt (Schaumwein-Cocktails)

Mein aktuelles Vorgehen

Auf der Cocktailkarte meiner Hausbar verfolge ich einen ähnlichen Ansatz, wobei ich hier hauptsächlich den Geschmack versuche zu beschreiben. Aber vielleicht könnte man den Kategorien noch nähere Beschreibungen verleihen, wie „für Trinker von trockenem Wein“…

Wenn ich Cocktailrezepte erkläre, indem ich sie auf Basisrezepte herunterbreche, komme ich teils auf eine etwas andere Gliederung (Siehe mein Cocktailrezept-Guides, Teil 1, Teil 2 und Teil 3).


Zu oben genannten Einteilungen

Mir taugt die Einteilung vom Cocktailpodcast nicht. Ein Old Fashioned ist in erster Linie eine gesüßte Spirituose. Der Bitter wird hier zwar verwendet, um etwas Komplexität in den Drink zu bringen, macht den Drink aber weder Bitter (sonst wars zu viel) oder trocken — anders als bei Wermut Cocktails, in denen der Wermut zwar Zucker beisteuert, aber im vergleich zum Old Fashioned einen trockenen Drink fabriziert.
Wenn man eine Kategorie „gesüßte Spirituose“ nennt, dann erwarte ich einen Drink für Leute, die sonst auch gerne pure Spirituosen trinken und jetzt halt nen Glas auf der Basis ihrer Lieblingsspirituose haben sollen, bei der die Spirituose immer noch den Geschmack zu 90% bestimmt.

Auch wenn ich das häufiger sehe, ich würde niemals Negronis und Manhatten-Variationen in eine Kategorie auf eine Karte setzen. Negronis sind vergleichsweise süß und schmecken nur Leuten, die Bitter wirklich mögen. Genau so finde ich es unmöglich, wenn ein Bartender einem Gast einen Negroni empfiehlt ohne vorher abgefragt zu haben, ob der Gast überhaupt auf Bitter steht. Manhattens (einschließlich Boulevardier) und Martinis sind eher trocken (in unterschiedlichen Abstufungen) und herb aber kaum bitter.

Den Martini würde ich absolute nicht in gesüßte Spirituosen einsortieren. Trockener Wermut bringt mit 3% Zuckeranteil viel weniger Zucker in den Drink als 0.5 cl 2:1-Sirup in nem Old Fashioned. Auch geschmacklich ist das klar. Zum vergleich mal nen klassischen Old Fashioned mit Gin rühren, probieren und dann weg schütten.

Ganz ehrlich, kein normaler Mensch der kein Cocktailfan deluxe ist, würde sich sowas durchlesen.

die schauen die karte an, ignorieren alles was sie nicht kennen und suchen dann nach irgendwas das sie kennen und bestellen das.

Klar, wenn sie gar nichts finden, dann lassen sie sich vom Barkeeper beraten und sagen dann "ja normal trinke ich Caipi, Mojito und Aperol Spritz, was können sie denn empfehlen? "

Ein Boulevadier ist für mich ein Bourbon-Negroni und hat mit einem Manhattan relativ wenig zu tun.

Ansonsten gehe ich mit deinem Vorgehen (Spirituosen abfragen, …) und deiner Einteilung der Drinks absolut mit.

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Kann ich für meine Hausbar nicht bestätigen. Deiner Logik nach müsste die Mehrzahl meiner Gäste (und von denen kennt sich praktisch niemand mit Cocktails aus) einen Mai Tai bestellen. Ich habe dieses Jahr aber wahrscheinlich erst einen einzigen gemacht.

Wenn mir ein Gast sagen würde, dass er/sie an alkoholischen Getränken in der regel Caipi, Mojito und Aperol Spritz konsumiert, dann würde ich entsprechend je nach Temperatur und jenachdem, ob es dazu etwas zu Essen gibt, etc. einen Drink aus den Kategorien Sour, Fizz/Collins oder Schaumwein-Cocktail zubereiten.


Ich freue mich auch immer, wenn ein Gast gerne Obstbrände trinkt, sodass ich ihm/ihr dann anhand von einem Obstbrand-Sour demonstrieren kann, wie viel weiterer Geschmack sich noch in der Spirituose versteckt.

Ups, ja du hast natürlich recht! Habe wohl zu lange keinen Boulevadier mehr getrunken!

Werde meine Aussage oben entsprechend korregieren. :wink:

Ich denke schon, dass sich viele unter »Holunderblütenlikör, Schaumwein, Soda« oder »Williamsbrand, Zitrone, Zucker« etwas vorstellen können. Sicher nicht so wie wir aber man weiß eben ob einem Holunder oder Birne schmeckt und ob man mit Zitrone oder Schaumwein klar kommt.

Dem Einsteiger per Karte zum idealen Drink für ihn zu leiten halte ich sowieso für ein schwieriges Unterfangen – die Gäste entscheiden sich dann oft für bekannte Cocktails. Ich persönlich finde es spannender sie an Drinks heranzuführen die nicht ihren Gewohnheiten entsprechen. Vermutlich kommt jemand der Rum mag mit einem Daiquiri gut klar – aber vielleicht wäre etwas mit Mezcal oder Rote-Bete-Geist viel spannender für ihn.

Ich denke Kategorien bzw. Konzepte als auch Zutaten sind eine gute Hilfe bei der Auswahl. Je nach Kenntnisstand des Gastes kommt man aber um etwas Beratung nicht herum.