"Kannst du auch normale Cocktails" die gefürchtete Frage

Mancher kennt das Problem vielleicht, wenn die Familie/Freunde sagt „na dann mach uns doch mal so einen Cocktail“

Nach leidvollen Erfahrungen mit Old Fashioned, Martinis, Sours etc, musste ich leider zu dem schluss kommen, das jeder cocktail wo der Alkohol die Hauptrolle spielt, abgelehnt wird. Genau wird quasi alles mit Vermouth abgelehnt.

Was akzeptiert wird sind sahnecocktails, longdrinks und Tiki Drinks wo man den Alkohol „nicht so rausschmeckt“, was auch recht gut geht sind Gin/Wodka/Fruchtbasierte Drinks mit nicht zuviel Alkohol ala Bramble und co.

Aber ja, die Trinkkultur ist heute großteils einfach nicht mehr da, dass die Leute nicht verstehen, dass man auch mal einen Old Fashioned trinken kann, der auch nciht mehr alkohol enthält, als wenn sie 3-4 Bier rinken, womit die meisten Leute kein Problem haben gesellschaftlich.

Das weitere Grundproblem ist das die Leute sich ewig zeit lassen beim trinken, dass man gewisse Cocktails „trinken muss solange sie einen anlachen“ kapieren die einfach nicht.

Sprich bei allem mit eis drin, ist der halbe verwässert weil die Leute nur alle 2 Minuten mal einen schluck nehmen.

und einen Caiphirinha der auch mal etwas arbeiten kann mit Eis, wird weil er ein Röhrchen hat in 5 min weggezuckelt.

Und ja, das Grundproblem, dass die Leute den Schrott gewöhnt sind der auf Stadtfesten serviert wird und darauf konditioniert sind das ein Caipirinha ganz viel Crushed Eis haben muss und das der Zucker einem zwischen den Zähnen knirschen muss, das ist ein Kampf gegen windmühlen.

wie geht ihr da vor?

Angebote machen und die Leute langsam an die Drinks heranführen. Ein Old Fashioned oder ein Martini ist einfach kein Einsteigerdrink. Bei Negroni und Manhattan sieht es schon anders aus und ich habe durchweg gute Erfahrnungen gemacht. Einen Manhattan kann man ja auch mal 1:1 oder 1:2 anbieten.

Davon abgesehen gibt es durchaus klassische und moderne Drinks die mit weniger Alkohol auskommen. Ein Einstieg wäre beispielsweise das Buch »Shim« von Dinah Sanders.

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Negroni, ernsthaft ?

Campari da spucken mir die Leute das Zeug auf den Boden :wink:

Kenne nur eine Person die bei Campari nicht die Fluch ergreift und beim Manhattan cocktail der ja Vermouth enthält, hab ich auch noch keinen gefunden der den mochte im Freundeskreis.

Das Shims Buch klingt interessant, leider out of print, mal schauen

Wenn der Negroni nicht Qual Parts gemixt wird kommt der Campari auch nicht zu krass durch. Und das deine Freunde ein Problem mit Vermouth haben wundert mich. Vermouth ist ja letztendlich aufgespriteter und gewürzter Wein – also viel Geschmack und recht wenig Alkohol. Vielleicht mal die Marke wechseln?

Gut sind bis auf 2 auch alle nicht so die Weintrinker, einer von denen der Wein mag, mag auch Campari und Vermouth

Momentan hab ich eh keinen Vermouth da, weil man gerade ja keine Partys oder Feiern hat und im Gegensatz zu Wein kann man Vermouth eben auch nicht verbacken oder verkochen und ewig lässt er sich angebrochen ja auch nicht lagern, dachte ich.

Scheidung einreichen, neue Freunde finden, alleine trinken… da gibt es viele großartige Möglichkeiten!

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Schau mal bei Chefkoch nach Rezepten mit Wermut. Ich kenne viele Leute die Wermut fast ausschließlich zum Kochen kaufen…

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Was du beschreibst, kennen wohl alle „Connaisseure“. Wie ich da vorgehe? Ganz entspannt. Von mir aus soll jeder genießen, was und wie er mag. Meinetwegen auch warme und verwässerte Drinks. Find ich völlig legitim. Wir sind weder Missionare, noch kriegen wir Provision und erst recht keinen Barhocker im ewigen Dry-Martini-Himmel, wenn wir jemanden dazu kriegen, statt 'ner Caipi einen Old Fashioned zu trinken. Auch wird die Welt nicht besser davon. Im Gegenteil: Bekehrungsversuuche wirken schnell überheblich oder gehen nach hinten los (du wirst persönlich dafür verantwortlich gemacht, dass die Drinks nicht munden, jemand betrunken ist oder Schlimmeres). Ich versuche (klappt nicht immer), nur noch gute Freunde zu „missioinieren“, die das zu schätzen wissen. (Oder aushalten müssen, weil sie sonst nix zu trinken kriegen … hehe). Und hier im Forum. Andernorts sollte man es mit der Nerdigkeit nicht übertreiben.

Dein Intro „Na dann mach uns doch mal so einen Cocktail“ klingt übrigens ein bisschen, als würde die Person gnädig jmd. nachgeben, der unbedingt will. So als ob es kein größeres Vergnügen gäbe, für andere zu mixen. Jedenfalls kommt es mir oft so vor. Mittlerweile sag ich da öfters „och nö, keine Lust“. Es ist halt ein Hobby und soll Spaß machen. Wenn es mir keinen Spaß macht, Drinks zu mixen, die ich selbst nicht trinke, ich mir nicht ständig die Frage anhören will, ob es diesen oder jenen Cocktail nicht auch in „alkoholfrei“ gäbe (das nervt in letzter Zeit tierisch!), dann lass ich’s halt. Nein sagen kann so befreiend sein :wink:

Ansonsten gibt es auch unter „nerdigen“ Cocktails wahre Crowd-Pleaser. Die Mischung macht’s, für jeden muss was dabei sein. Mit dieser und dieser Karte wurde auf Veranstaltungen für hunderte Leute („quer Beet“) gemixt und die haben uns die Drinks förmlich aus den Händen gerissen … Ich finde, in den letzten Jahren ist man durchaus „bewusster“ geworden im Trinkverhalten und es geht auch im Mainstream weg von Saft-und-Sirup-Mischungen mit Schuss und Schirmchen. (No offence, Schirmchen sind Tiki-Kulturgut!)

Die „Kunst“ besteht imho sowieso weniger im Mixen, sondern darin Bedürfnisse zu verstehen und zu erahnen, was anderen gefallen könnte. Auch und gerade wenn jemand das nicht präzise auszudrücken vermag. (*) Und falls doch, z. B. jemand an deiner Hausbar ne halb versteckte Blue-Curacao-Flasche entdeckt und freudig ausruft „Oh, den hast du? Geiles Zeug!“ (selbst erlebt!), mach ihm nen feinen Drink damit und freu dich still, dass du den Stoff los bist. Win-Win! Und hey, wenn du merkst, dass Sahne-Drinks, Tiki-Variationen und Longdrinks gut ankommen, dann mach halt Sahne-Drinks, Tiki-Variationen und Longdrinks. (Und falls dir das nichts gibt, stell Bier hin und gut ist).

(*) Klingt oberschlau - ich krieg’s auch nicht immer hin, muss ich aber auch nicht. Bin ja kein Profi-Barkeeper. Wer bei mir an der Hausbar sitzt, weiß vorher, dass es auch mal verdammt nerdig werden kann.

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Ja kann ich alles nur so unterschreiben, dass musste ich auch manches erst lernen :wink:

Bei ein paar Sachen sage ich eben ganz klar „ich mache X gerne auf eine Art die er schmeckt, aber Z mache ich nicht, punkt“

Und ja, wenn die Leute blaue Cocktails wollen, dann wird auch mal der blue curacao genutzt :slight_smile:

Normalerweise kann ich Gäste, die sonst 0-8-15-Cocktails trinken mit balancierten Sours überzeugen (dazu zähle ich jetzt auch mal die meisten Tiki-Drinks). Daher beginnt auch meine Cocktail-Vorlesungsreihe mit Sours. Dabei gebe ich meinen Gästen beim servieren immer die Wahl den Drink frischer oder süßer zu gestalten, falls der Drink nicht ihrem Geschmacksempfinden entspricht. Davon macht aber kaum ein Gast Gebrauch. Ich kann aber auch verstehen, dass manchen Gästen ein klassischer Sour noch zu intensiv ist. Immerhin enthalten Sours jede Menge Alkohol, Zucker und Säure. In dem Fall entschärfe ich den Drink etwas, indem ich einen Highball draus mache.

Ich habe tatsächlich nur eine Bekannte, die sich nicht von Sahne-Cocktails lösen kann und der ich den Zuckeranteil extrem erhöhen muss, bis sie einen Sour als trinkbar empfindet. Zum Ausgleich habe ich aber auch einen Bekannten, der alle seine Cocktails (Sours, Manhattens, Old Fashioneds) deutlich trockener trinken möchte als ich es als angenehm empfinden würde. :sweat_smile:

Wermut-Cocktails empfehle ich nur solchen Gästen, die gerne Wein trinken und Old Fashioneds nur den Gästen, die auch mal pure Spirituosen genießen. Ach ja, und bevor ich einen Negroni empfehle würde ich immer fragen, ob der Gast gerne etwas bitteres trinkt. Ich denke, wenn beim Gast nicht bereits eine gewisse Affinität zu einer dieser Drink-Kategorien besteht dann macht es wenig Sinn über Cocktails einen Sinn dafür zu entwickeln.

Da würde ich @chris durchaus zustimmen. In denn letzte 10 Jahren hat sich in Deutschland zumindest in den größeren Städten sehr viel Bewegt in Punkto Cocktail-Kultur. Es gibt deutlich mehr Bars, die trinkbare Cocktails zubereiten und an der Auswahl an Spirituosen (und Fillern!) in den Supermärkten sieht man klar, dass auch zuhause mehr gemixt wird.

Dies ist mir bisher noch nicht als „Problem“ unter gekommen. Ich finde schon, dass man viele Cocktails über den Zeitraum von einer Stunde genießen kann. Extrem trockene Cocktails auf Basis von trockenem Wermut (wie dem Martini), die man durchaus in 10 Minuten konsumieren sollte, würde ich ohnehin nur Gästen empfehlen, die ansonsten gerne trockenen weißen Wein trinken. Und in diesen seltenen Fällen spreche ich dann auch die Empfehlung aus den Drink entsprechend zügig zu konsumieren. Martinis machen daher meines Erachtens auch als Aperitif zum Stimmung auflockern deutlich mehr Sinn, als als gemütlicher Sipping-Drink an einem Cocktail-Abend.

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Naja, ich meine eben, dass wenn ich den Cocktail ohne Eis serviere, er ihnen warm wird, serviere ich Ihn mit Eis, verwässert er nach 20 minuten komplett (Bei cocktails die nicht darauf ausgelegt sind, viel Eis zu haben)

Du könntest kleinere Cocktails anbieten bzw. Drinks auf zwei Personen aufteilen. Dafür brauchst du nur ein paar kleinere Gläser. Dann ist es auch weniger dramatisch wenn ein Drink nicht schmeckt.

Für Martinis gibts übrigens diese Lösung bei der der Drink von außen gekühlt wird – optisch fragwürdig aber soll funktionieren.

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Tropft beim trinken vielleicht ein bisschen? Oder ist die Idee, dass man den Spitz beim Ansetzen in dem mit Eis gefüllten Glas belässt?

Ich habe auch schon Martinis in einer kleinen auf Eis gelagerten Karaffe serviert bekommen (ähnliches Prinzip). Speziell beim Martini gehe ich aber mal davon aus, dass jemand dem/der ein Martini schmeckt auch kein Problem damit das Glas in 10 Minuten zu leeren.

Gut möglich. Da ich kein Martini-Trinker bin und auch eher zügig trinke hab ich mit dem Modell keine Erfahrungen. Kleine Karaffe klingt aber auch interessant …

Missionary’s Downfall nach dem Rezept aus Remixed von Beachbum Berry kam bisher immer gut an, auch bei Personen die es nicht so stark mögen. Ist ja auch ein recht alkoholschwacher Drink, der sehr minzig und süßlich schmeckt.

Außerdem sind sowas wie der Gin Basil Smash oder der Raspberry Thyme Smash echte Crowd Pleaser. Selbiges gilt für Mojito und Southside Fizz (im Prinzip ein Mojito mit Gin statt Rum), sowie den Old Cuban. Bei letzterem reduziere ich allerdings den Zuckeranteil meist ein wenig, da mir 3 cl Zuckersirup bei nur 2 cl Limettensaft etwas zu süß sind. Wenn Champagner für solche Gäste, wie die geschilderten, zu schade ist, lässt sich auch ein guter Crémant oder Winzersekt, der mit Flaschengärung hergestellt wurde, verwenden.

Wenn du bzw. deine Gäste Wermut doch eine Chance geben, kann man diesen auch sehr gut mit Minze und Zitrone kombinieren, wie beispielsweise im Antica Torino Smash, was einen sehr leckeren Low-ABV-Cocktail ergibt, der ebenfalls sehr gefällig daherkommt

Generell lässt sich sagen, dass viele Gäste Drinks mit frischen Kräutern mögen und weißer Rum oder Gin sind für gewöhnlich eher leichte, zugängliche Spirituosen, die auch Anfänger nicht überfordern, wenn man nicht gerade brachiale High Ester Rums wählt.

Wobei zum Kochen eher weißer, trockner Wermut verwendet wird. Gerade mit Noilly Prat lässt sich sehr gut kochen, insbesondere wenn es um Saucen für Fisch oder Meeresfrüchte geht. Auch Fenchel in Orangensauce profitiert von einem Schuss Wermut. Süßer Wermut wird zum Kochen eher selten verwendet.

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Dann kennst du mein Antica-Formula-Chilli und mein Yzaguirre-Rosso-Risotto nicht! :stuck_out_tongue:

Aber mal im Ernst: Was spricht gegen süßen Wermut in einem Rotwein-Risotto oder bei karamellisierten Zwiebeln? Mir fallen sofort auch noch etliche andere Sachen ein. Rote Grütze könnte mit etwas süßem Wermut auch nur besser werden …

Ich habe auch schonmal Tomatensauce mit Antica Formula abgelöscht und kann mir deine Vorschläge gut vorstellen, aber gängig ist halt das Kochen mit trockenem Wermut insbesondere Noilly Prat, dafür finden sich die meisten Rezepte.

Es ist wohl tatsächlich so, dass die meisten Leute bei Cocktails an sehr bunte und fruchtige Obstsaftorgien denken. Komisch, da doch das Martiniglas geradezu ikonisch für Cocktails steht. Mein erster Manhattan vor mehr als 20 Jahren war für mich auch keine Offenbarung, ganz anders als heute. Wie zuvor schon geschrieben wurde, sind Drinks wie Old Fashioned oder Dry Martini nicht unbedingt einsteigerfreundlich.

Normalerweise kennt man den Geschmack seiner Familie, Verwandtschaft und von Bekannten und Freunden doch recht gut. Daher weiß ich mittlerweile, wem ich was anbieten kann. Da ist die liebe Verwandtschaft dann doch recht saftlastig unterwegs, obwohl der Espresso Martini neulich ziemlich gut ankam. Überrascht hat mich, dass es tatsächlich welche gab, denen er mit Kahlua besser schmeckte als mit Cops. Der Einzige, dem bisher fast alles geschmeckt hat, was ich ihm vorsetzte, ist mein Vater. Nur der Old Fashioned hat ihm nicht zugesagt.

Ich bin da sehr entspannt und keineswegs missionarisch unterwegs. Wenn eine Feier ansteht und ich Cocktails anbiete, dann deckt das die Geschmacksrichtungen der anwesenden Personen ab. Wer fruchtig mag, bekommt fruchtig, wer bitter mag, bekommt bitter, und wer es herb mag, der bekommt herbe Drinks. Und wer es heftig mag, der bekommt Long Island Ice Tea und/oder den Tiefseetaucher. :innocent: